Ihr Lieben, für Martina bedeutete es immer Freiheit, auf zwei Rädern unterwegs zu sein, dann bekam sie eine Diagnose… wie es bei ihr heute mit dem Radfahren trotz Rheuma klappt und was ihr das bedeutet? Sie sagt: „Fahrrad fahren – das war für mich immer ein Stück Freiheit. Diese Freiheit auf zwei Rädern wollte ich nicht aufgeben, auch nicht mit Rheuma.“
„Damals, als Teenagerin, trug mich das Rad raus aus der Enge des Dorfes, wo wir wohnten, in die bunte, weite Stadt. Bis heute genieße ich den Fahrtwind, selbst, wenn er meinem Gesicht mit feinen Regentropfen ein Gratis-Peeling verpasst.“ Heute lebt Martina Janning in Berlin und berät und begleitet als Rheuma-Coach Menschen, die genervt sind von ihren Schmerzen. Wir haben sie mal gefragt, wie es zu alldem kam.
Wart ihr immer eine eher sportliche Familie?
Das Fahrrad ist für uns ein ideales Fortbewegungsmittel. Im Alltag sind wir damit oft schneller unterwegs als mit öffentlichen Verkehrsmitteln; ein Auto besitzen wir nicht. Am Wochenende bringt Radfahren die Familie zusammen.
Unsere Radtouren waren früher ein fester Bestandteil unseres Familienlebens – ob mit meinen inzwischen großen Stiefsöhnen und ihren Freundinnen oder bei Besuchen bei meinen Eltern. Besonders als meine Mutter nicht mehr gut zu Fuß war, war das Fahrrad eine Brücke zueinander. Es hat uns verbunden, gemeinsam unterwegs sein: Die Nase im Wind und ein Ausflugsziel vor Augen.

Warum ging das irgendwann nicht mehr?
Rheuma zog mir die Handbremse. Ich bekam die Diagnose „rheumatoide Arthritis“, hatte starke Schmerzen in den Händen und steife Finger. Eine Situation hat sich mir eingebrannt: Wir hatten eine Radtour gemacht, die streckenweise über holperiges Kopfsteinpflaster führte. Einige Stunden später schwollen beide Hände an, ich bekam sehr starke Schmerzen und konnte meine Finger nicht mehr bewegen. Sie waren auch völlig kraftlos. Ein Glas hochheben? Unmöglich!
Wie ging das los? Wie lang dauerte es bis zur Diagnose?
Viele Betroffene warten lange auf eine Diagnose. Ich hatte doppeltes Glück: Meine Hausärztin reagierte aufmerksam und überwies mich sofort zur Abklärung in die Rheumatologie. Und ich ergatterte einen der raren zeitnahen Termine beim Rheumatologen; nur drei Monate später stellte er die Diagnose. Sie war ein Schock für mich.
Würde ich jetzt ständig diese Schmerzen haben? Was, wenn ich mich nicht mehr bewegen könnte? Würde ich noch arbeiten können? Und wenn nicht – würde das Geld reichen? Ich verdrängte die Krankheit, redete mir ein: Das geht schon wieder weg. Tat’s aber nicht.
Wie ging es weiter?
Es dauerte, bis ich die Diagnose annehmen konnte. Ich begann, mich zu informieren: Was kann ich neben den Medikamenten selbst tun, um meine Beschwerden zu lindern? Denn wegen der Nebenwirkungen wollte ich möglichst wenig oder am besten gar keine Medikamente nehmen. Ich probierte viel aus, oft ohne Erfolg. Aber ich fand auch Dinge, die mir halfen und so konnte die Medikamentendosis reduziert werden.
Ich stellte meine Ernährung auf antientzündlich und pflanzenbasiert um und achtete auf eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Nährstoffen. Mein Bedarf ist durch die Krankheit erhöht. Außerdem merkte ich, dass Stress bei mir Rheumaschübe auslöste. Also ging ich meinen Stressoren auf den Grund. Viele davon waren innerer Natur und mir lange nicht bewusst. Nach und nach gelang es mir, sie besser in den Griff zu bekommen.
Wie geht es dir heute?

Heute komme ich mit dem Rheuma gut zurecht. Klar, es ist da, aber es bestimmt nicht mehr mein Leben. Ich habe selten Schmerzen, und Schübe sind eine Ausnahme. Aus meinen eigenen Erfahrungen wuchs der Wunsch, auch anderen zu helfen. Ich ließ mich zur Coachin und in Hypnose ausbilden – heute begleite ich als Rheuma-Coach Menschen dabei, mehr Lebensqualität zu erreichen.
Radfahren trotz Rheuma: Wie hast du dir deine Zweirad-Freiheit zurückerobert?
Mein Weg zurück in den Fahrradsattel begann mit dem Anpassen meines Rads. Ergonomische Handgriffe sorgten dafür, dass meine Handgelenke nicht mehr abknickten. Ein gebogener Lenker und eine aufrechte Sitzhaltung verringerten außerdem das Gewicht auf meine Handgelenke und entlasteten meinen Rücken und Nacken. Und ein gepolsterter Sattel milderte Stöße ab. Besonders wichtig war auch, dass ich die Handbremsen leicht bedienen konnte.
Als ich irgendwann ein neues Fahrrad kaufte, achtete ich auf eine sehr gute Federung – sowohl an der Sattelstange als auch an der Gabel. So kann ich jetzt sogar über Kopfsteinpflaster fahren, ohne danach Beschwerden zu bekommen.
Was sagt die Familie zur neuen Situation?
Wenn die Jungs heute zu Besuch kommen, will immer einer unbedingt an den Tegeler See. Zum Glück ist das Radfahren kein Problem mehr für mich. Wir können sogar über den holperigen Waldweg fahren, wo es im Sommer schön schattig ist.
Weitere Informationen zu Martina Janning findet ihr unter: www.chronischgutleben.com