Osteopathie: Was kann sie und wo sind die Grenzen?

Osteopathie

Ihr Lieben, „versuch doch mal Osteopathie“ – das ist ein Satz, den man immer wieder hört, wenn man Bekannten oder Verwandten von Schmerzen und Wehwehchen erzählt. Ich selbst war auch schon mehrfach in osteopathischer Behandlung – mit ganz unterschiedlichen Erfolgen. Deshalb gibt es heute mal ein Informationsstück zur Osteopathie, zu den Chancen und Grenzen.

Liebe Maria, du bist Osteopathin. Ich selbst habe oft mit Kopfschmerzen und auch Migräne zu kämpfen. Immer wieder heißt es dann: Geh doch mal zum Osteopathen/in. Was kann Osteopathie für Kopfschmerz-Patienten wie mich tun?

Kopfschmerzen können so unterschiedlich sein und genauso vielfältig sind die möglichen Ursachen. In der Osteopathie schauen wir auf den Menschen als Ganzes: Wir fragen uns, was den Körper aus dem Gleichgewicht bringt. Vielleicht ist es eine Verspannung im Nacken, eine Blockade an der Halswirbelsäule, Stress, der sich im Kiefer oder Bauch festsetzt oder auch eine alte Narbe, die das Gewebe verändert.

In der Behandlung spüre ich mit den Händen auf, wo Spannungen sitzen, die den Körper daran hindern, sich selbst gut zu regulieren. Ziel ist es, die körpereigenen Selbstheilungskräfte wieder in den Fluss zu bringen. Gerade bei Spannungskopfschmerzen oder stressbedingten Beschwerden kann das sehr wohltuend sein. 

Wo würdest du sagen sind die Grenzen der Osteopathie? Also gibt’s einfach Fälle, wo dann die klassische Schulmedizin sein muss?

Auf jeden Fall. Osteopathie ist kein Ersatz für die Schulmedizin, sondern eine ergänzende Methode. Wenn ich das Gefühl habe, dass eine schulmedizinische Abklärung oder Behandlung notwendig ist, sei es durch einen Neurolog:innen, Orthopäd:innen, Kinderärzt:innen oder Hausärzt:innen, dann sage ich das auch ganz klar.

Bei akuten Infektionen, neurologischen Erkrankungen oder strukturellen Schäden wie Tumoren oder Knochenbrüchen ist die klassische Medizin gefragt. Auch Migräne mit Aura oder neurologischen Ausfällen sollte immer erst schulmedizinisch abgeklärt werden. Mein Anspruch ist immer verantwortungsvoll begleiten.

Kannst du mal genau sagen, was der Unterschied von der Osteopathie zu Physiotherapie ist?

Das ist eine gute Frage, die mir oft gestellt wird! Die Physiotherapie arbeitet meist gezielt an einzelnen Strukturen, zum Beispiel Muskeln, Gelenken oder der Wirbelsäule, und folgt häufig einem ärztlich verordneten Behandlungsplan. Sie ist super wertvoll, gerade auch in der Nachbehandlung nach Operationen oder bei chronischen Schmerzen.

Osteopathie denkt den Körper als eine große Einheit. Ich arbeite mit den Händen sehr feinfühlig und versuche zu erspüren, wo sich Spannungen oder Bewegungseinschränkungen im Gewebe zeigen. Auch an Stellen, wo man es vielleicht gar nicht vermutet hätte. Es geht also oft weniger um das Symptom, sondern mehr um die Ursache dahinter. Also hängen Schmerzen im Fuß zum Beispiel mit einem Problem von der Blase (u.a. chronische Entzündung) zusammen, weil die ganze Statik dadurch verändert wird. Osteopath:innen untersuchen und diagnostizieren also eigenständig und entwickeln einen für die Patient:innen individuellen Behandlungsansatz.

Ein weiteres wichtiges Thema für unser Wohlbefinden ist ja die Darmgesundheit. Wie kannst du durch deine Behandlungen da Gutes tun?

Der Darm ist so viel mehr als nur ein Verdauungsorgan, er kommuniziert mit unserem Nervensystem, beeinflusst das Immunsystem und spielt eine große Rolle für unsere Stimmung. Wenn hier etwas aus dem Gleichgewicht gerät, kann sich das viele unterschiedliche Arten zeigen: Bauchschmerzen, Blähungen, Energielosigkeit, Hautprobleme oder auch emotionale Verstimmungen.

Bei heal. verbinde ich Osteopathie mit funktioneller Medizin. Ich schaue zum einen auf die körperlichen Strukturen, beispielweise: Kann sich der Darm frei bewegen? Gibt es Verklebungen, Narben, Spannungen im Bindegewebe, die den Bauch „festhalten“? Mit sanften manuellen Techniken unterstütze ich die Beweglichkeit, Durchblutung und das Gleichgewicht im Bauchraum. Zum anderen arbeiten wir auch diagnostisch: Ich biete mikrobiologische Stuhluntersuchungen und gezielte Blutanalysen an, um herauszufinden, wie es um die Darmflora, Entzündungswerte, Nährstoffversorgung und andere wichtige Parameter steht.

Auf dieser Basis können wir dann ganz individuell angepasste Empfehlungen geben, etwa zu Ernährung, Mikronährstoffen oder naturheilkundlicher Begleitung. So entsteht ein ganzheitlicher Ansatz, der Körper, Biochemie und Lebensstil miteinander verbindet. Immer mit dem Ziel, die Selbstregulation zu stärken und wieder mehr Wohlbefinden zu ermöglichen.

Der Begriff „Osteopathie“ ist in Deutschland nicht geschützt. Das bedeutet, dass sich theoretisch jeder als Osteopath bezeichnen kann, unabhängig von seiner Ausbildung oder Qualifikation. Wie erkenne ich einen guten Osteopath/in?

Das ist tatsächlich ein wichtiges Thema. Leider gibt es keine einheitliche staatliche Regelung – darum ist es umso wichtiger, genau hinzuschauen. Ein guter Anhaltspunkt ist: Hat der/die Osteopath:in eine fundierte Ausbildung von mindestens 4-5 Jahren absolviert und ggf. einen Bachelor- oder Masterabschluss gemacht. 

Verlässliche Adressen sind Berufsverbände wie der VOD (Verband der Osteopathen Deutschland) oder VOSD (Verband der Osteopathie Schule Deuschland), wo man qualifizierte Therapeut:innen finden kann. 

Osteopathie wird ja auch oft für Neugeborene empfohlen. Warum?

Nach einer Geburt, insbesondere wenn sie sehr schnell, sehr lang oder unter besonderen Umständen stattgefunden hat (z. B. mit Saugglocke oder Kaiserschnitt), kann es sein, dass das Baby Spannungen im Körper hat, die es noch nicht gut ausgleichen kann. Manche Babys haben dann Schwierigkeiten beim Trinken, Drehen des Kopfes, Schlafen oder Verdauen.

Mit osteopathischer Behandlung können wir sanft und liebevoll unterstützen, Spannungen zu lösen und dem kleinen Körper zu helfen, sich zu regulieren. Es ist immer ein ganz behutsames Begleiten, mit wenig Druck und genauer Absprache mit den Eltern.

Maria Hoos
Maria ist Osteopathin und arbeitet in Berlin. Mehr Infos zu ihr gibt es hier: https://www.heal-praxis.de


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