Notlügen von Teenagern: Wie damit umgehen? Teen-Time Jugendkolumne

Notlügen von Teenagern

Foto: pixabay

Ihr Lieben, heute soll es mal um Notlügen von Teenagern gehen, denn neulich saßen wir bei einem Sommerfest mit einigen Eltern 16- und 17Jähriger zusammen, die sich darüber unterhielten, wie toll sie finden, dass ihre Kinder ja keinen Alkohol trinken. Also nie.

Er schmeckt ihnen nicht, sie wollen sich lieber auf Sport konzentrieren, sie haben einen Onkel mit Alkoholabhängigkeit und wollen diesem nicht nacheifern, es gab die verschiedensten Erklärungen, warum gerade ihre Söhne und Töchter einfach niemals auch nur einen Schluck ausprobieren würden.

Ich horchte kurz in mich rein und dachte an meine eigene Jugend zurück. Ich weiß noch, wie sehr meine Mutter mal schwärmte, dass mein Freundeskreis ja so toll sei, weil er nicht trinke – und das stimmte einfach nicht. Wir tranken bestimmt nicht dauernd, aber ich erinnere mich an Mäxchen-Treffen (kennt ihr das Trinkspiel noch?) mit Whiskey aus Plastikflaschen, den jemand auf der Kirmes gewonnen hatte, autschi.

Schulzeit

Was meine Mutter da erzählte, war also nicht die astreine Wahrheit, sie hatte aber offenbar ein gutes Gefühl bei mir und meinem Umfeld und das machte mich in dem Moment natürlich glücklich und ich widersprach nicht, sondern nahm ihre Ansicht dazu lieber stillschweigend hin.

Und das, obwohl wir immer ein sehr enges und gutes Verhältnis hatten und haben (meine Vermutung: Sie ahnte natürlich, was los war, ließ mich aber in dem Glauben, dass sie nichts ahnte und bestärkte lieber öffentlichkeitswirksam, wie toll es ist, nicht zu trinken! Sie ist ein Fuchs).

Und ja, es kann schon sein, dass die Jugend von heute anders tickt als wir damals. Neulich las ich ein Meme, auf dem sowas stand wie: Zum Glück durfte ich als In den 80ern geborene Person meine Jugend mit Kumpels in Festzelten und Katersonntagen verbringen statt mit Morning Routines, Gym, Gesichtsmasken und Proteinshakes.

Gaststätte

Und da mag schon ein bisschen Wahrheit dran sein, aber ich sehe schon auch heute noch Gruppen von 16- und 17Jährigen, die sich stumpf ein Glas nach dem anderen weghauen, um dann schließlich umzukippen – so geschehen neulich am Nebentisch in einer Gaststätte. Da wurde nicht mal viel geredet miteinander. Die saßen da um ihr Fässchen und exten einfach ein Glas nach dem nächsten.  

Und naja, Karneval gibt´s ja hier auch und Abschlussbälle und Schützenfeste und gut, es kann natürlich sein, dass gerade die Kinder der Elterngruppe, von der ich eingangs erzählte, eben alle nicht trinken, aber es kann natürlich auch sein, dass in der Jugend ab und zu Notlügen vorgebracht werden.

Dass man vielleicht beim Kumpel übernachtet hat, obwohl man sich im Nachbarort mit ein paar TikTok-Bekanntschaften getroffen hat. Dass man gesagt hat, man kommt mit der Bahn heim und dann doch bei dem Typen mit dem Gerade-erst-Führerschein mit auf dem Motorrad gefahren ist.

Dass man gesagt hat, ich penn bei Familie X, die Eltern danach aber gar nix davon wissen (Dürfen/Müssen/sollten wir als Eltern dann sagen: Ja klar, der oder die X hat wirklich bei uns geschlafen? Oder müssen wir dann aufklären? Auch so Fragen, auf die Wir für uns Antworten finden müssen!).

Wie umgehen mit Notlügen von Teenagern?

piercing

Wir können dann enttäuscht reagieren, wenn es rauskommt. Wir können dann humorvoll reagieren, und sagen: Solang es nur das ist, also Ich hab mir in der Jugend mit 16 im Ausland ein Zungenpiercing in der Discozone stechen lassen oder wir können sagen: Hey, das kann passieren, gut ist, aber Ehrlichkeit ist mir echt wichtig und beim nächsten Mal wünsch ich mir das anders. Oder?

Ich hab mir den Scherz erlaubt, mal ChatGPT zu fragen: „Wie kann ich als Eltern zugewandt und in Bindung bleibend darauf reagieren, wenn mir mein Teenager Notlügen auftischt?“ Und das kam als Antwort:

Dass dein Teenager dir Notlügen erzählt, kann verletzend oder frustrierend sein – gleichzeitig ist es ein ganz normales Verhalten in der Pubertät. Jugendliche lügen oft nicht aus Bosheit, sondern um sich Freiraum zu schaffen, Konflikte zu vermeiden oder mit Scham oder Unsicherheit umzugehen.

Wenn du zugewandt und in Bindung bleiben willst, während du solche Situationen begleitest, kann das viel zur langfristigen Vertrauensbasis zwischen euch beitragen. Hier sind konkrete Schritte, wie du liebevoll und verbindend reagieren kannst:

1. Erstmal durchatmen – innere Haltung prüfen

Bevor du reagierst, nimm dir einen Moment: Was genau verletzt mich gerade? Geht es um Vertrauen, Kontrolle oder Sicherheit? Was braucht mein Kind gerade von mir – und was brauche ich selbst? Eine ruhige, wohlwollende Haltung hilft, dein Kind emotional zu erreichen.

2. Verständnis zeigen – Lügen einordnen

Mach dir bewusst: Notlügen entstehen oft aus dem Wunsch, Konflikte zu vermeiden oder autonom zu sein. „Mein Kind will nicht verletzen oder betrügen – es versucht, mit etwas Schwierigem umzugehen.“ Diese Haltung nimmt dir nicht das Recht, Grenzen zu setzen – aber sie lässt Raum für Verbindung.

3. Das Gespräch suchen – offen, ohne Konfrontation

Statt Vorwürfen: „Ich habe gemerkt, dass du mir neulich nicht ganz die Wahrheit gesagt hast. Ich frage mich, was dahintersteckt.“ Oder: „Mir ist wichtig, dass wir offen miteinander reden können – gleichzeitig kann ich verstehen, wenn es manchmal schwer ist.“ Ziel: Neugier statt Kontrolle. So fühlt sich dein Kind eher sicher, ehrlich zu sein.

4. Eigene Gefühle benennen – ohne Schuldzuweisung

Formuliere deine Reaktion als Ich-Botschaft: „Ich fühle mich unsicher, wenn ich merke, dass ich nicht weiß, woran ich bin. Mir ist Vertrauen zwischen uns total wichtig.“ So erfährt dein Kind, wie sein Verhalten auf dich wirkt – ohne sich angegriffen zu fühlen.

5. Gemeinsam Lösungen suchen

Stell eine offene Frage: „Was würde dir helfen, mir auch Dinge zu sagen, die unangenehm oder schwierig sind?“  Das kann zum Beispiel sein: Weniger strenge Reaktionen, mehr Verhandlungsspielraum oder klare, aber faire Regeln.

6. Langfristig: Beziehung stärken, nicht nur Verhalten korrigieren

Je sicherer sich dein Teenager in eurer Beziehung fühlt, desto weniger wird er oder sie das Gefühl haben, lügen zu müssen.

  • Zeig Interesse an seinem Alltag.
  • Respektiere seine Autonomie.
  • Sei emotional erreichbar, auch wenn du nicht alles „gutheißt“.

7. Grenzen liebevoll setzen

Natürlich darfst (und sollst) du deutlich machen, dass Ehrlichkeit wichtig ist. Aber statt zu strafen, kannst du z. B. sagen: „Ich will, dass du mir die Wahrheit sagen kannst – auch wenn du denkst, dass ich enttäuscht bin. Du musst nicht perfekt sein.“

Fazit: Dein Teenager braucht nicht perfekte Eltern, sondern verlässliche, emotional zugewandte Erwachsene, die auch in schwierigen Momenten in Beziehung bleiben. Ehrlichkeit wächst nicht durch Kontrolle, sondern durch Sicherheit, Vertrauen und echtes Interesse.

Was sagt ihr dazu?



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