Warnungen adé: Eine beruhigende Teen-Time Jugendkolumne

Warnungen

Ihr Lieben, ich möchte euch warnen. Ich möchte euch warnen vor Warnungen jeglicher Art. Vor der Geburt sagen sie: „Schlaf schon mal vor, ihr werdet danach nur noch wach sein“. Sie sagen „Warte erstmal ab, bis das Kind laufen kann“, „Warte ab, bis es zwei ist, dann kommen die „terrible two“, die Trotzphase“, die jetzt Autonomiephase heißt. „Wart´s ab, bis das Kind in der Wackelzahnpubertät steckt, bis es ECHT pubertierend wird – und oh Gott, das ist bei Mädchen ja viel schlimmer als bei Jungs“ (oder umgekehrt!).

Warnungen auch zur Hochzeit?

Zwillinge
Lisa mit ihren Zwillingen damals

Stellt euch mal vor, wir würden all diese Warnungen zu einer Hochzeit aussprechen, was würden die Leute dann sagen? „Schau ihn dir nochmal gut an jetzt, schon bald wird er mit offenem Mund auf der Couch wegpennen, wird rülpsen und sein dickes Ehebäuchlein streicheln“?! Wollen wir das so hören?

Wollen wir in so einer Welt leben? Wen bringt das weiter, wenn wir mit so einem mies-skeptischen Blick in die Zukunft schauen, dürfen wir nicht einfach froher Hoffnung sein, dass alles okay wird? Vermitteln wir dann nicht auch eine positivere Grundhaltung? Ich weiß gar nicht, wie oft mir Mütter erstaunt sagen, dass die Pubertät mit ihren Kindern bislang total harmlos ist. Warum muss sie das wundern?

Weil uns eingetrichtert wird, wie schwer das alles ist. Und dann sind wir überrascht, wenn alles gut ist und trauen dem Braten nicht richtig. Dabei kann doch eine Pubertät total ruhig verlaufen! Genauso wie eine Schwangerschaft bei manchen total schön verläuft und andere permanent brechen müssen.

Mehr Optimismus für die Zukunft

Zusammenhalt
Wir schaffen das schon!

Pauschal-Warnungen helfen da ganz sicher nicht, sie machen nur die freudigen Fälle von Unkompliziertheit noch kleiner… Und dann diese Sätze: „Wenn du das oder das nicht beachtest, dann kriegst du das nie mehr eingefangen. DA MUSST DU MAL DURCHGREIFEN“. Das macht vor allem eines: Angst, etwas unwiederbringlich zu zerstören oder kaputt zu machen.

Dabei brauchen wir doch Motivation! Ganz egal von wem, von der Freundin, der Mitmutter, der Kitaerzieherin, dem Partner, der Nachbarin… Brauchen die Ansage, dass wir ganz klar sein dürfen, weil sich drumherum dann alles Weitere ergibt, solange wir in Beziehung bleiben, solange wir das Vertrauensverhältnis zueinander aufrechterhalten.

Klare Haltung zeigen

Ich merk das lustigerweise gerade original auch im Umgang mit dem Pferd. Auch im Stall gibt es Menschen, die eher das Konzept bedürfnisorientiert fahren. Menschen, die durch Strafen erziehen (nicht in unserem Stall, aber damals hab ich sowas schon öfter mitgekriegt) und solche, die einfach darauf bauen, dem Tier eine Klarheit zu signalisieren:

„DAS darfst du“. Dafür gibt´s Lob. „DAS darfst du nicht, das versuchen wir jetzt nochmal besser“. Wenn Tiere wissen, woran sie sind, empfinden sie Sicherheit. Bei Menschen ist das nicht anders. Wenn immer Drohungen um uns herum wabern, stehen wir im Zweifel nicht mehr sicher und wackeln. Das merken die Lebewesen um uns herum. Sie spüren das. Und nutzen Lücken möglicherweise auch mal aus.

Felsenfeste Überzeugung transportieren

Deswegen geht´s zunächst mal um die eigene Haltung. Um unsere felsenfeste Überzeugung. Dann halten wir nicht nur den ein oder anderen Wutanfall aus. Sondern auch Drohungen jeglicher Art. Weil wir das Selbstbewusstsein haben dürfen, klar zu sein. Ne Bank zu sein. An der sich andere reiben können, ohne dass sie umkippt, weil wir wissen, was wir wollen und wofür wir stehen.

Ein „Nein, bei mir gibt es keine Strafen“ etwa gegenüber eher autoritären Menschen. Ein „Nein, du galoppierst jetzt nicht einfach los“ gegenüber dem Pferd. Und ein „Ich weiß, dass du gern losmöchtest, aber an der roten Ampel bleiben wir stehen“ gegenüber dem Kind. Wenn das aus voller Überzeugung kommt, dann vermitteln wir das auch und werden ernstgenommen. Oder was meint ihr?



1 comment

  1. Ja!
    Es gibt passend zu den Warnungen diesen Spruch: „kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen“ und ich kotze! Was soll das? Es hilft dir nicht nach einer durchwachten Nacht. Es hilft Eltern, die ihr Kind in der Schwangerschaft verloren haben. Es hilft auch nicht wenn das Kind groß ist und vielleicht ja tatsächlich große Sorgen da sind.
    Sicher ist nur: alle Familien machen es so gut wie sie es eben können und spannend bleibt es immer 🧡

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