Ihr Lieben, viele Mütter fehlen auf Familienfotos – aus Unsicherheit, aus Gewohnheit oder weil sie „nur schnell das Bild machen“. Doch unsere Kinder brauchen später nicht nur Fotos von sich selbst – sondern Bilder, auf denen wir mit ihnen sind. Weil wir dazugehören. Das findet jedenfalls Vivi, Mama und Bloggerin bei „Life of Moms“.
Dort schreibt sie über Smartphone-Fotografie im Familienalltag – aber nicht im Sinne von „So machst du das perfekte Bild“, sondern eher: Wie du echte Erinnerungen festhalten kannst – im Trubel und im Chaos. Beim Durchblättern alter Kinderfotos fiel ihr irgendwann auf: Ich bin da. Mein Bruder ist da. Spielsachen, Umgebungen, sogar die Katze. Aber meine Mama? Ist fast nie zu sehen. Nicht, weil sie nicht da war – sondern, weil sie fotografiert hat. Immer hinter der Kamera, nie davor.
Als sie selbst Mama wurde, hat Vivi plötzlich gespürt, wie sehr sie ihre eigene Mama vermisst – auf diesen Bildern. Und wie wichtig es ist, sichtbar zu sein. Nicht für Social Media. Sondern für ihre Kinder. Damit sie eines Tages nicht nur wissen, dass sie da war, sondern es auch sehen können. Und vielleicht sogar ein kleines bisschen für sich selbst. Hier schreibt sie uns ihre Gedanken dazu.
Mama fehlt auf unseren Familienfotos
Ich hab mich durch meine Kindheit geblättert – und sie nicht gefunden… Neulich saß ich mit einem Stapel alter Fotoalben da. Leichter Staub klebte darauf. Diese schöne Art von Staub. Mit dem Geruch alter Familiengeschichte. Vielleicht kennst du diesen Geruch ja?
In diesen Büchern sind sie zu finden: Kindheitsgeschichten. Bilder voller Liebe, Abenteuer und das Gefühl von „Weißt du noch?” Kindheitsbilder im Sandkasten, unter dem Weihnachtsbaum, mit dem Lieblings-Geburtstagskuchen (wer kennt noch die Benjamin Blümchen Torte von früher?). Ich hab mich gesehen. Meine Schwester. Fotos mit Papa, wie er mich in die Luft schmeißt. Oma. Freunde. Sogar unseren alten Kater Wutzel. Aber meine Mama? Fast nie.
Mal ein Arm um mich geschlungen. Mal auf einem Gruppenfoto mit allen zusammen. Da ist nur ihre Stimme in meinem Kopf, die von irgendwo außerhalb des Bildes ruft: „Sag mal Cheese!“ Ich weiß, sie war da. Sie hat mir immer die nassen Haare vor unserem Kleiderschrank-Spiegel gebürstet, nach einem Bad. Oder mir mein Lieblingsbuch “König der Löwen” vorgelesen. Aber auf den Bildern sieht es so aus, als hätte ich diese Jahre ohne sie verbracht.
Und das hat mich getroffen – als Tochter. Und als Mama. Und Spoiler: Es gibt nicht noch mehr Alben. Und ja, natürlich waren Fotos damals seltener als heute. Es gibt ein Foto, als ich ein paar Wochen alt war. Da hält mich Mama ganz fest im Arm und legt ihr Gesicht an meinen Kopf. Aber Mama, als ich älter wurde? Fehlanzeige.
Warum so viele Mamas fehlen – und wie sehr das weh tut

Ob Mama, Papa oder Opa – irgendjemand hatte immer eine Kamera in der Hand. Mama war die Person mittendrin, aber trotzdem selten auf dem Bild. Warum? Weil der Fokus fast immer auf den Kindern lag. Und heute? Wiederholen wir genau das.
Nur dass wir jetzt die Mamas sind, die Fotos machen… und wieder nicht auftauchen. OBWOHL wir heute deutlich mehr Möglichkeiten haben, Fotos zu machen. Wenn nicht mit einer Kamera, dann mit unserem Smartphone. Wieso fehlen wir Mamas so oft auf den Bildern?
Weil wir denken, es ist nicht wichtig? Oder weil wir gerade ungeschminkt sind? Oder müde. Oder weil wir denken, „das Bild ist doch sowieso schöner ohne mich drauf.“ Aber genau das ist es: Unsere Kinder werden uns irgendwann suchen. Auf diesen Fotos. Und vielleicht nicht finden.
Kennst du das?
Du fotografierst dein Kind beim Spielen, beim Schlafen, beim Toben. Du hältst fest, wie groß es wird. Wie es lacht. Aber wann hast du dich das letzte Mal mit fotografieren lassen? Nicht inszeniert. Kein Familienfoto vom Fotografen. Sondern einfach du – im Alltag. Mit deinem Kind. Weil du dazu gehört hast. Weil du da warst.
Was wir ändern können – und sollten
Es ist noch nicht zu spät. Esbraucht keine Riesenaktion. Keine perfekten Outfits. Was es braucht, ist die Entscheidung: Ich will sichtbar sein. Für meine Kinder. Denn sie brauchen später keine perfekte Version von uns. Sie brauchen die echte. Mit Augenringen. In Jogginghose. Mit Kaffeetasse. Und ja, manchmal eben auch mit fettigen Haaren. Beim Kuscheln. Beim Tragen. Beim sein.
Ich gebe es zu. Manchmal, wenn ich Bilder von mir sehe, denke ich mir: „Doppelkinn seine Schwester.” So oft kreisen die Gedanken darum, dass wir müde aussehen, Haare waschen sollten und dass wir auf Bildern gammelig aussehen. Bilder können wir später machen. Nur dass dieses “später” eben nie kommt.
Und wieder bist du diejenige, die fotografiert aber nicht zu sehen ist. Wir Mamas machen genau das: wir löschen uns selbst aus unseren Familienerinnerungen. Und dabei wollen wir das gar nicht.
Wie du sichtbar wirst – im Alltag und Urlaub

Hier ein paar ganz einfache Ideen, wie du dich wieder mit ins Bild holst – im Alltag oder im Urlaub:
- Einfordern! Warte nicht darauf, „nebenbei“ fotografiert zu werden. Sag deinem Partner oder einer Freundin ganz bewusst: „Ich möchte, dass du ein Foto von mir/uns machst.“ Es ist nicht zu viel verlangt – es ist ein Geschenk für dich und später an deine Kinder.
- Selbstauslöser aktivieren. Stell dein Handy irgendwo auf und nutze den Selbstauslöser. Setz dich einfach zu deinen Kindern dazu. Hier lohnt sich tatsächlich auch ein kleines Handy Stativ, was einfach unten im Kinderwagen liegen kann oder im Rucksack verstaut ist.
- Lass dein Kind fotografieren. Wenn es nur mal ein Bild von dir sein soll: Kinder lieben es, die Kamera in die Hand zu nehmen. Und du wirst überrascht sein, wie liebevoll und engagiert sie dieses Bild machen. Es eignet sich auch besonders gut, wenn das letzte Bild von dir und deinem Mann (oder Frau) ewig her ist.
- Urlaub? Kamera nicht vergessen. Nicht nur Landschaften und Kinder.
- Mach ein Selfie. Ja, ich weiß. Manchmal kommt man sich dabei echt bescheuert vor. Aber warum eigentlich? Du bist verdammt nochmal würdig, auf diesen Bildern zu sein.
Und eine kleine Sache noch: Sei dir bewusst, dass es manchmal nicht super schnell geht und je nach Situation einen kleinen Aufwand bedeutet. Gib dem Moment etwas Zeit und Raum. Nur weil wir in einer Zeit leben, wo zu jeder Zeit „schnell mal“ Fotos möglich sind, heißt es nicht, dass es immer super schnell gehen muss. Es darf einen Moment in Anspruch nehmen.
Aus meinem Herzen zu deinem: Diese Bilder müssen nicht perfekt sein. Sie sind echt. Denn irgendwann blättert dein Kind durch alte Fotos. Und es wird dich sehen wollen. Und es wird ihm herzlich egal sein, ob du müde aussiehst oder das Chaos im Wohnzimmer ausgebrochen war. Sie werden nur eins sehen: Mama. Dich.
Über die Autorin

Vivi ist Mama und Gründerin von Life of Moms. Sie glaubt daran, dass die schönsten Erinnerungen nicht im perfekten Familienbild entstehen – sondern mitten im echten Alltag. Auf ihrem Blog inspiriert sie Mütter, mit dem Smartphone berührende Momente festzuhalten – für sich selbst und für ihre Kinder. Hier gibt’s ihren kostenlosen 5-Schritte-Plan für bessere Smartphonefotos: lifeofmoms.de/lp-smartphone-foto-freebie Ein Mini-Guide für Bilder mit Nähe, Gefühl und Erinnerung – ganz ohne Technikfrust.
8 comments
Liebe Vivi,
ja, das ist ein wichtiges Thema. Für mich ist es eigentlich kein Problem auf Fotos zu sein. Was mich stört ist, dass es wenig natürliche, ungestellte Situationen gibt auf denen ich mit drauf bin. Sondern wenn, dann gibt es oft nur Bilder, wenn ich sie konkret einfordere und die sind dann gestellt. Oft macht dann mein Mann (oder jemand anderes) schnell mal 1-2 Bilder und auf denen hab ich dann die Augen zu oder gerade den Mund offen… Das finde ich persönlich schade. Ich erwarte ja nicht, dass ich da perfekt getroffen bin und selbst hat man ja immer was an sich auszusetzen, aber meine Kinder (oder andere mir nahe stehenden Personen) sehen mich ja mit ganz anderen Augen, als ich selbst. Das mache ich mir immer wieder klar und es hilft, mit sich selbst nicht so kritisch zu sein.
Ich selbst fotografiere hobbymäßig und von meinem Mann gibt es hunderte Bilder in denen er natürlich mit den Kindern agiert. Das hätte ich auch gerne mehr mit mir drauf. Inzwischen mache ich öfter mal Selbstporträts mit Fernauslöser oder Timer, sodass ich auch öfters mit auf den Bildern bin.
Wer sich übrigens intensiver damit beschäftigen möchte, dem kann ich die Fotografiekurse für Eltern und den Selbstporträt-Kurs von Leni Moretti ans Herz legen. 🙂
Und ich kann nur sagen: Trau euch, Mamas! Macht euch sichtbar – für eure Kinder und letztlich für euch selbst! Es lohnt sich!!! Viele Jahre später schaut man oft ganz anders auf die Dinge…
Liebe Stadt-Land-Mama-Community,
danke, dass ich meine Gedanken hier teilen durfte – ich weiß, das Thema „Fotos von sich selbst“ ist für viele emotional aufgeladen (war es für mich auch lange).
Falls euch beim Lesen etwas berührt, nachdenklich gemacht oder sogar getriggert hat – ich freu mich über Austausch.
Und vielleicht ist ja genau heute der Moment für ein kleines Bild – nur für euch selbst. Nicht perfekt, sondern echt.
Alles Liebe
Vivi
Ich hasse jedes Foto auf dem ich zu sehen bin, meine Kinder sind mit jedem Foto, auf dem sie mit ihrem Vater, der Oma, den Schwestern oder einer Schnecke zu sehen sind.
Im Grunde finde ich es sogar ziemlich anmaßend, mich für meine Kinder fotografieren zu lassen…
Liebe Viviane,
danke, dass du das so offen teilst – auch diese Perspektive ist wichtig. Es tut mir leid, dass du dich so fühlst. Mir ging es selbst oft ähnlich, bevor ich überhaupt begriffen habe, wie kostbar solche Bilder für mich und meine Familie sein können.
Alles Liebe,
Vivi
Ich habe schon öfter gehört und gelesen, dass viele Mamas mit diesem Thema struggeln. Bei mir ist es so anders. Ich bin nicht gerne auf Fotos. Nicht wegen meiner vermeintlichen optischen Makel oder weil ich mich nicht für fotogen halten würde. Ich mag es einfach nicht. Familienshootings wären mir ein Graus. Wenn mein Mann Fotos macht, trete ich mit Absicht beiseite, weil ich nicht auf dem Bild sein möchte. Wenn sich bei Familienfeiern alle für ein Gruppenfoto aufstellen, winke ich ab und stelle mich ins Abseits. Einmal habe ich beim Ausgehen unsere Gruppe fotografiert und anschließend sagte meine Freundin: „Schade, dass du nicht mit drauf bist.“ Ich kann gar nicht genau sagen, woran es liegt und manchmal frage ich mich auch, was die Kinder später denken werden. Für sie über meinen Schatten springen kann ich aber auch nicht.
Liebe Anne,
ganz ehrlich: Das klingt unglaublich menschlich und nachvollziehbar – du bist mit diesem Gefühl definitiv nicht allein. Und das ist völlig okay!
Vielleicht hilft dir der Gedanke: Auch ein einziges, unbeobachtetes Bild kann später unglaublich viel bedeuten. Ganz ohne Druck gemeint – nur als kleine Einladung. 🙂
Alles Gute,
Vivi
Oh wie schön!!!
Mir läuft eine Tränen über er die Wangen und du hast so recht.
Meine Mutter fehlt und ich fehle jetzt auch schon auch. Diee Erinnerung ist das wichtigste, das bleibt.
Danke für deinen Artikel ❤️
Das werde ich jetzt ändern.
Liebe Schwal’be,
dein Kommentar hat mich wirklich berührt – danke für diese Offenheit. Genau darum ging es mir: Erinnerungen sind wie kleine Zeitkapseln, und wir dürfen Teil davon sein, auch wenn wir uns selbst vielleicht nicht „fotogen“ fühlen. Es berührt mich zu hören, dass du etwas verändern willst – und das ist schon ein großes Geschenk an dich und deine Kinder. Von Herzen alles Liebe, Vivi