Ihr Lieben, habt ihr auch manchmal das Gefühl, dass sich Väter leichter und regelmäßiger Auszeiten nehmen als Mütter? Während er unter der Woche dreimal abends ins Gym geht, schafft sie es nur alle zwei Wochen auf einen Spaziergang mit einer Freundin. Genauso war es auch bei unserer Leserin Frederike. Sie hat zwei Kinder, die 6 und 9 Jahre alt sind und ist seit einem halben Jahr getrennt. Durch den neuen Alltag erlebt sie plötzlich Freiheiten, die es vorher nicht gab. Uns hat sie davon erzählt.
Liebe Frederike, wie lang wart ihr verheiratet und warum habt ihr euch vor einem halben Jahr getrennt?
Wir waren zehn Jahre verheiratet, haben zwei Kinder miteinander. Wir sind beide berufstätig, unser Alltag war also schon ganz schön voll. Tja, wir haben uns einfach in diesem Alltag verloren. Waren nicht mehr aufmerksam miteinander, ich hatte zudem mehr und mehr das Gefühl, nur noch als Köchin und Haushaltshilfe wahrgenommen zu werden. Wir haben nebeneinander her gelebt, leider.
Ihr seid beide berufstätig, wie habt ihr euch die Care-Arbeit aufgeteilt?
In unseren Alltag habe ich definitiv den Hauptteil der Care-Arbeit übernommen. Wenn ein Kind krank wurde oder irgendwas anderes außer Plan passierte, war ich die Erste, die ihre Bedürfnisse zurück gestellt hat. Nicht, weil er das so gefordert hat, sondern weil einfach alle dran gewöhnt waren. Mama macht das schon. Es hat sich so eingeschlichen im Laufe der Jahre und irgendwann wars selbstverständlich.
Ach, das Kind hat Temperatur? Dann sag ich halt die Yogastunde ab. Lehrergespräch? Dann verschiebe ich mein Meeting. Ich habe reagiert, für ihn war alles so wie immer. Ich dachte lange, das ist halt so, aber es hat mich unzufrieden gemacht. Als wir darüber gesprochen haben, kam wie immer das Totschlag-Argument, dass er halt mehr verdient.
Hat er sich leichter und öfter Auszeiten von der Familie genommen?
Ganz klar ja. Er ist vom Büro aus ins Fitnessstudio, hat auch nicht angerufen, ob mein Tag stressig war und ich ihn zu Hause brauche. Er hatte seine Sporttage und da konnte kommen, was wollte: Die hat er durchgezogen. Selbst, wenn beide Kinder Magen Darm hatten.
Bei mir wars anders. All das, was wir Spaß gemacht hat, was mir Kraft gegeben hat, habe ich zu schnell abgesagt, wenn irgendwas war. Ich war am Schluss einfach echt viel zu Hause alleine.
Gab es dann den einen Zeitpunkt, an dem klar war, dass die Ehe nicht mehr zu retten ist?
Die Trennung wollten wir beide. Ich glaube, für ihn war ich nur doch die Mutti, die gemeckert hat. Der er nichts mehr recht machen konnte. Und ich habe mich einfach nicht verstanden gefühlt. Wie oft habe ich ihm versucht zu erklären, dass es ein Ungleichgewicht gibt, aber er hat es nicht verstanden – es war, als würden wir zwei unterschiedliche Sprachen sprechen. Es war dann einfach besser, dass wir uns trennen.
Wie läuft das jetzt gerade? Wer hat die Kinder wann?
Ich bin mit den Kids in unserer Familienwohnung geblieben, er hat in der Nähe eine schöne Wohnung gefunden. Ich muss klar sagen, dass er die Kinder wirklich liebt und total Angst hatte, dass sie sich entfremden. Deshalb war ihm wichtig, dass er die Kinder viel und regelmäßig bei sich hat. Es ist jetzt zwar nicht 50:50, sondern eher so 60:40, manchmal auch 65:35, aber dennoch spüre ich stark, wie anders mein Leben jetzt ist.
Wie meinst du das genau?
Naja, plötzlich habe ich Freiräume, von denen ich früher nur geträumt habe. Ich kann mal wirklich das tun, was ich möchte, kann Termine immer einhalten, habe mehrere Stunden für etwas Zeit. Plötzlich kann auch mein Ex Termine übernehmen, die früher nicht machbar waren – ganz einfach, weil er muss. Weil er keine Rückfallebene mehr hat.
Wie nutzt du diese neuen Freiräume?
Ich arbeite konzentriert oder ich treffe mal eine Freundin. Ich esse Mittag, ohne mich zu hetzen. Manchmal setze ich mich auch einfach nur aufs Sofa und genieße die Ruhe und dass ich nicht das Gefühl habe, ich muss gleich wieder irgendwo hin los. Ich mache regelmäßig Sport, schaffe es endlich mal, alle Wäsche zu machen. Und ich denke auch darüber nach, warum ich früher so wenig Grenzen gesetzt habe.
Was glaubst du, warum dir das früher so schwer fiel?
Ich glaube, unsere Generation ist einfach noch anders sozialisiert. Meine Mutter zum Beispiel war nie arbeiten, mein Vater hat keinerlei Care-Arbeit übernommen. Ich hatte also keine Vorbilder. Wenn mein Mann abends mal die Küche sauber gemacht hat, wenn meine Eltern zu Besuch waren, sagte meine Mutter immer: „Hast du ein Glück, dass er dir so im Haushalt hilft.“ Sowas setzt sich tief im Kopf fest.
Aber ich habe auch selbst Schuld. Ich habe einfach immer gedacht: „Ist nicht so schlimm, wenn ich heute doch nichts ins Kino gehen kann. Hole ich halt nach. Wichtiger ist, dass es den Kids gut geht.“ Dass der Papa hätte auch zu Hause bleiben können und den Kindern es ja dann auch gut geht, kam mir gar nicht so in den Sinn. Ich habe schon auch gedacht, dass ich eben alles ein Stückchen besser kann als mein Mann, das muss ich schon zugeben.
Die Kinder haben das übernommen und immer eher nach mir gerufen, auch wenn wir beide zu Hause waren. So war es unheimlich schwer, sich abzugrenzen. Da hätte ich viel früher dagegen steuern müssen.
Wie ist das Verhältnis von deinem Ex und dir jetzt?
Wir sind ja noch nicht so lange getrennt, das heißt, es gibt noch viele Emotionen. Dennoch glaube ich, sind wir uns einig, dass wir nicht mehr als Paar zusammen sein können. Solange er seine Pflichten als Vater wahrnimmt, ist für mich soweit alles ok. Momentan ist es noch nicht möglich, unsere Ehe konstruktiv aufzuarbeiten, aber vielleicht kommt das noch.
Was würdest du in einer nächsten Beziehung anders machen?
Ganz ehrlich: Von der nächsten Beziehung bin ich sehr sehr weit weg. Ich kann mir momentan gar nicht vorstellen, mich nochmal auf jemand so ein zulassen. Ich brauch jetzt erstmal ne Pause, Raum für mich. Ich will an mir arbeiten, mich weiter entwickeln, zur Ruhe kommen. Dazu brauche ich jetzt definitiv keine neue Beziehung. Ich habe lange genug zu viel Rücksicht genommen. Jetzt versuche ich erstmal, nur eine gute Beziehung zu mir zu haben (und zu den Kids natürlich :-))